Ganz besondere Post ging jetzt bei uns ein: Zahlreiche persönliche Briefe aus dem benachbarten Seniorenzentrum Plesseblick erreichten Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 8. „Wir haben uns total gefreut, dass die Bewohner uns geschrieben haben“, erzählt Milena Halt von dem Augenblick, als ihre Religionslehrerin Christina Dietrich der Lerngruppe die Tasche mit den handgeschriebenen Zeilen präsentierte. Diese entstanden als Antwort auf die „Briefe gegen die Einsamkeit“, die die Jugendlichen vor einigen Wochen in Zugewandtheit und Nächstenliebe für die Senioren der Einrichtung verfasst hatten.
„Du hast mir damit ein Lächeln in mein Gesicht gezaubert“, antwortete etwa die 90-Jährige Maria Müller in ihrem direkt an Milena adressierten Brief. Sie berichtet weiter von ihrer großen Familie und auch davon, wie traurig sie darüber sei, dass Besuche aufgrund der Pandemie zur Zeit nicht oft möglich seien. Damit spricht sie auch anderen Bewohnern des Seniorenheims aus dem Herzen. Auch ihnen fehlen die Verwandten, die Nähe und die Umarmungen. „Umso großartiger finde ich, was sich hier gerade entwickelt“, so Pflegedienstleiter Christian Schulz über das Briefprojekt zwischen den Generationen, „es ist toll, dass Jung und Alt in diesen Zeiten wieder über klassische Kommunikationswege zueinander finden“, sagt er. Die Briefe aus der Schule hätten viele Bewohner so berührt und bewegt, dass beim Lesen sogar die ein oder andere Träne geflossen sei. Der Wunsch, den Schülerinnen und Schülern zu antworten, sei sofort da gewesen.
Die Reaktion auf die Antwortbriefe aus dem Seniorenzentrum fiel auch in der Anne-Frank-Schule ziemlich emotional aus: „Man kann richtig spüren, wie traurig die Senioren gerade sind und dass sie ihre Familien sehr vermissen“, so Achtklässler Konrad Nennewitz, der ebenfalls einen Brief erhalten hat. „Was die älteren Menschen uns zum Beispiel auch über ihr Leben geschrieben haben, klang aber auch sehr spannend“, sagt er, „zum Beispiel sind einige Menschen nach dem Krieg in unsere Region gekommen und haben sich hier ein ganz neues Leben aufgebaut. Es wäre spannend, zum Beispiel auch darüber mehr zu erfahren.“
Ob das zum Beispiel im Rahmen eines weiteren Unterrichtsprojektes möglich ist und wie der Austausch zwischen den Generationen insgesamt weiter gestaltet werden kann, darüber denken Christina Dietrich, die auch Leiterin der Anne-Frank-Schule in Wanfried ist, und Pflegedienstleiter Christian Schulz gerade gemeinsam nach. „Wir haben hier etwas sehr Wertvolles und Wichtiges angestoßen und möchten das gerne sowohl für die Jugendlichen als auch für die Senioren weiterführen“, sind sich beide einig.